Schulkonzerte

Pans Ärger über die scheue Nymphe Syrinx

Professor Bernhard Böhm vermittelte Neusässer Gymnasiasten unterhaltsam Wissenswertes zur Geschichte der Alten Musik

Von Gerald Lindner

Neusäß

DJ Bobo, Eminem oder die neuesten Hits von Jeanette Biedermann oder Alexander kennen die Schüler wohl schon. Aber wie sieht's mit der alten Musik aus? Einen Ausflug in fast 200 Jahre Musikgeschichte unternahmen drei siebte und eine sechste Klasse des Justus-von-Liebig-Gymnasiums Neusäß bei einem Gesprächskonzert mit Professor Bernhard Böhm.

Wie macht er das, das ist ja Zauberei, war aus dem Zuschauerkreis der Schüler zu hören, als Böhm Dudelsack spielend die kleine Aula des Gymnasiums betrat. Erstaunen rief vor allem der Umstand hervor, dass das Instrument auch klang, wenn der Musiker nicht Luft hinein blies. „Ich will zeigen, wie die Menschen längst vergangener Zeiten ihre Gefühle in Musik umgesetzt haben“, sagte Böhm, der Fachgruppensprecher der Abteilung Historische Instrumente an der Hochschule für Musik in Würzburg ist sowie Spezialist für historische Holzblasinstrumente. Bernhard Böhm ist darüber hinaus auch Vorsitzender der Landesgemeinschaft Alte Musik in Bayern. Sie ist Mitglied im Bayerischen Musikrat und versteht sich als Interessenvertretung aller Institutionen, Gruppierungen und Einzelpersonen, die auf dem Gebiet der Alten Musik in historischer Aufführungspraxis tätig sind. In einem neuen Projekt will diese Organisation, die sich für alte Musik einsetzt, Werke auch den Schülern nahe bringen.

schulkonzert

Ein Virtuose auf den verschiedenen Holzblas- instrumenten ist Professor Bernhard Böhm aus Würzburg. Bei einem Gesprächskonzert versuchte er Schülern des Justusvon- Liebig- Gymnasiums Neusäß alte Musik näher zu bringen.
Bild: Marcus Merk

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Veronika Wersin, Musiklehrerin am Justusvon- Liebig-Gymnasium hörte von diesem Angebot und meldete sich sofort bei der Arbeitsgemeinschaft. Offenbar schnell genug, denn in Neusäß fand gestern der Auftakt einer Konzertreihe statt, der Böhm und seine Holzblasinstrumente durch viele verschiedene Schulen führen soll. Ein Zuschuss für das Konzert wurde in Aussicht gestellt. Und einen ganzen Koffer solcher Instrumente hatte er mitgebracht. Informationen und Musikstücke aus den verschiedensten Epochen verband er durch technische Erläuterungen. Am liebsten hörten die Schüler aber auch Geschichten um die einzelnen Instrumente. Die Panflöte beispielsweise sei nach einer griechischen Sage entstanden, als der Halbgott Pan der Nymphe Syrinx nachstellte, diese sich aber in einem Schilffeld seinen Avancen entzog und verschwand. Aus Wut habe er dann die Schilfhalme abgehackt. Als der Wind über die Halme strich, habe es sanfte Töne gegeben. So baute sich Pan die Panflöte. Selbstverständlich gab Bernhard Böhm – selbst virtuos auf den verschiedensten Holzblas- Instrumenten – eine Kostprobe. Bei diesem tänzerischen Stück aus dem 15. Jahrhundert konnten die Schüler mitklatschen. Seit 2000 bis 3000 Jahren gibt es den „Urgroßvater der modernen Oboe“, wie Böhm die Schalmei nannte. Er berichtete, dass diese auch das von den indischen Schlangenbeschwörern bevorzugte Instrument ist. Mit einer „Ungareska“, einem ungarischen Tanz, konnten die Schüler einen Eindruck vom quäkenden Klang dieses Instruments gewinnen. 

Zwischen Fagott und Saxofon

Zwischen Fagott und Saxofon lag der Klang des Tenorpommers, laut Böhm erst seit dem 16. Jahrhundert an den Fürstenhöfen in Gebrauch. „Ich kenne meine Pappenheimer“ heißt ein altes Sprichwort. Dieses hat Böhm zufolge seinen Ursprung in dem lauten Marsch, den die schwarzen Ritter von Pappenheim immer spielen ließen, wenn sie aus der Stadt auszogen. Auf einer „Rauschpfeife“, erhielten die Zuhörer einen guten Eindruck, wie charakteristisch und lautstark diese Aufmärsche der Ritter gewesen sein müssen. Mit verschiedenen Traversflöten zeigte der Musiker, wie die Vorfahren der heutigen Querflöten geklungen haben, unter anderem in einer von Wolfram von Eschenbach im Jahre 1215 komponierten „Klage des Parzival“.

Augsburger Land, Freitag, 16. Juli 2004

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